Larger than Life

Buchmessen-Charaktère

Was machen die Leute mit den Ziehkoffern voller Verlagsvorschauen? Heizen sie ihre Kohleöfen damit oder sammeln sie diese für schlechtere Zeiten – in der Hoffnung, dass es Verrückte gibt, die dafür Geld bezahlen, um eine vollständige Kollektion von Frühjahrs- und Herbst-Neuerscheinungen des Heyne-Verlags zu besitzen? Fragen über Fragen.

Wer sich am Wochenende durch die Leipziger Messehallen schiebt, wundert sich über gar nichts mehr – außer über die Digitalapologeten, die meinen, Buchlieber würden einer aussterbenden Spezies angehören. Aber wer sich auf sein 4 Zoll großes, blau leuchtendes Display konzentrierte, interessierte sich wohl auch nicht für eine der 3400 Lesungen, die das Pressebüro stolz verkündete.

Das Gewühl in den Gängen zwischen den Hallen aber war zum größten Teil ganz anderen Charakteren geschuldet – die Betonung liegt hier auf der dritten Silbe, handelt es sich doch um die Verkörperung von Anime-Figuren, die als Besucher der Manga Comic-Con alljährlich in Leipzig Gestalt annehmen. Freier Eintritt wird garantiert, aber es gibt strenge Regeln für die Teilnahme.

Als Gestalter zieht es mich unweigerlich zur Ausstellung der schönsten Bücher aus aller Welt und auch in diesem Jahr gab es wieder viele Werke zu begutachten, die in den jeweiligen Ländern bereits ausgezeichnet wurden. Die Niederlande, die Schweiz und Österreich präsentierten wieder einmal die interessantesten Beiträge – abgesehen von einigen Artefakten aus Osteuropa und China.