Rot-ichweiß-Rot

Basti als Hausmann

Wer das glaubt, der glaubt auch an den Weihnachtsmann, den Nikolaus und den Krampus sowie an die unbefleckte Empfängnis – aber es soll ja genug Menschen geben, die es durchaus vorstellbar finden, dass eine Frau durch den Einfluss des Heiligen Geistes schwanger wird. Sebastian Kurz, bereits zum zweiten Mal Altkanzler, zieht sich also zurück, um sein neugeborenes Kind zu bestaunen. Das mag ja tatsächlich den Tatsachen entsprechen, betreuen wird er es bestimmt nicht, sondern sich möglichst schnell eine lohnende Beschäftigung suchen, der er gemeinsam mit seinem alten Freund Gernot (Blümel) nachgehen kann. Schließlich ist er noch nicht im Rentenalter, auch wenn er zumindest noch sechs Monate lang Anspruch auf 75% seines Gehalts als Fraktionschef der ÖVP im Nationalrat hat – insgesamt immerhin knapp 80.000 Euro, wie seine alten Freunde von Fellners Ö24 ausgerechnet haben.

Ob er diese Rente allerdings je in Anspruch nimmt, ist offen, schreibt der Schweizer „Blick“, hatte Kurz doch bei der Pressekonferenz zu seinem Rückzug angekündigt, dass er bald eine neue Stelle antreten werde. Ob er zu Google, Facebook oder Axel Springer geht, darüber wird einstweilen heftig spekuliert. Freunde hat der Basti ja überall, so ein adretter, junger Kerl wird von jedem Arbeitgeber gern genommen. Und talentiert soll er auch noch sein, im Erfinden von Ausreden ist er das auf jeden Fall:

Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft sind eine haarsträubende Ungerechtigkeit. Kurz und seine Jungs haben nichts anderes getan als vor ihnen jahrzehntelang andere Politiker auch, vor allem solche der SPÖ.

ÖBAG: Ist doch logisch, dass der Kanzler beim wichtigsten Posten der verstaatlichten Industrie mitredet, wer das in Frage stellt, hat keine Ahnung vom politischen (und wirtschaftlichen) System der Zweiten Republik.

Kurz‘ Aussagen im Ibiza-Untersuchungsausschuss: Unterstellungen und Fehlinterpretationen der politischen Gegner und der Medien, Basti hat nur die Wahrheit gesagt – und er muss ja nicht alles sagen.

Dass von den Boulevard-Medien gefällige Berichterstattung und zweckdienliche Umfragen geliefert wurden, die mit Inseraten, Presseförderung und Homestories erkauft wurden, ist keine Erfindung von ihm, das hat die SPÖ schon seit Jahrzehnten vorexerziert – und macht sie in Wien mit „heute“ nach wie vor, da hat die Kurz-Truppe einfach nur nachgezogen.

Message-Control: Haben auch schon Viktor Klimas SpinDoktoren erfunden. Die anderen sind bloß neidisch, dass die türkisen Medien-Manager das perfektioniert haben.

Das Kurz-Team fühlt sich tatsächlich verfolgt – von „roten“ Staatsanwälten und „linken“ Journalistinnen.

Thomas Schmid, der „Prätorianer“, hat ein wenig übertrieben – und aus Versehen 300.000 Chatnachrichten gespeichert (er dachte, seine Time-Machine wäre längst hinüber, hat sie aber leider nicht entsorgt, sodass die WKStA darauf zurückgreifen konnte) – aber das wusste ja keiner.

Die 13 Millionen Euro Wahlkampf-Kosten 2017 (anstatt erlaubter 7 Millionen): Eine unangenehme Sache, aber es konnte ja keiner ahnen, dass die Bundesländer viel mehr ausgeben als angekündigt.

Die in (legale) Tranchen aufgeteilten Parteispenden: Warum kommt wer auf die Idee, die zusammenzuzählen?

Die Schredder-Affäre: Ein übereifriger junger Mitarbeiter, der einfach nur helfen wollte und der wegen der hysterischen Medien nun um seine Karriere fürchten muss.

Die peinlichen Chats: Wer hat noch nie privat jemand anderen ein Arschlosch genannt? Sogar der Vorsitzende des Deutschen Zeitungsverlegerverbandes, Matthias Döpfner, hat sich in einer privaten Nachricht schwer verhoben (mit seinem DDR-Vergleich wg. Corona-Maßnahmen).

Wie es nun weiter geht mit dem Basti, das wird uns sein BILD-Freund Paul Ronzheimer bestimmt bald mitteilen. Ein weiteres Gerücht soll in ÖVP-Kreisen kursieren: Kurz könnte an die Stanford University in Kalifornien gehen – als Sprungbrett fürs Silicon Valley. Was würde Basti da wohl unterrichten? Vielleicht Populismus für Anfänger – gemeinsam mit Donald Trump?